„Ich liebe gutes Handwerk …

… Überraschungen und Farbe.“

Das von Miriam Köpf gegründete Designstudio firmiert seit 2015 unter dem Namen Phyllis und hat sich auf die Entwicklung von Pflanzeninstallationen in Arbeitsumgebungen spezialisiert.

In ihrer Arbeit mit Raumbegrünung als Bindeglied zwischen Architekten und Gärtnereien entwirft sie individuelle Pflanzgefäße und Objekte, berät Innenarchitekten zu bestehenden und neuen Raumkonzepten und vermittelt ihre Arbeitsweise an Innenarchitekturstudenten. Sie verwendet Pflanzen wie ein lebendiges Material. Ihre Konzepte spiegeln die Sehnsucht des Menschen nach der Natur wider und ergänzen die gestalterische Aussage des lebendigen Materials. Zu ihren Kunden zählen Agenturen, Architekten, Unternehmen, Geschäfte und Privatpersonen.

Liebe Miriam erzähl uns was über Dich!

Ich bin Miriam Köpf und nenne mich Greenterior Designerin. Das ist ein neuer Begriff, aktuell wird in dem Bereich viel das Wort Biophilic Design verwendet. Auch das passt.
Ich bin auch Autorin des dieses Jahr erschienenen Inspirations Buches Plants at Work“ und neuerdings Life Coach. Mein Wirkungsfeld ist also vielseitig. Ich denke für euch ist insbesondere der Designaspekt bzw. das Greenterior Design interessant.

In den letzten sechs Jahren habe ich mich darauf spezialisiert, Pflanzen als Gestaltungselement in Räume zubringen. Mein Fokus liegt dabei auf Bürowelten. Pflanzen geben den Räumen Struktur, Lebendigkeit und Natürlichkeit.

Wie bist Du ganz generell auf das Thema Pflanzen gekommen?

Der Beginn war eher zufällig. Ich habe Schreinerin gelernt und Produktdesign studiert. Als Berufseinstieg bei Agenturen vor allem räumlich gearbeitet, zum Beispiel Schaufenster und Messestände gestaltet. Ich hatte schon immer den Hang zur Innenarchitektur. Dann kam es irgendwann, dass in alle Projekte, die ich gemacht habe, Pflanzen mit reinkamen.

Irgendwann habe ich festgestellt: das macht mir am meisten Spaß. 2016 hatte ich für vier Monate einen Pflanzen-Pop-up-Store im Heusteigviertel in Stuttgart. Aus meiner Sicht war das der offizielle Start. Da habe ich gemerkt, eigentlich will ich nur noch mit Pflanzen kreieren.

Wie ist es eigentlich zu dem Namen Phyllis gekommen?

Phyllis war der Name meines Pop-Up-Shops. Er verlinkt das Wort „Chlorophyll“ mit einer Frau der griechischen Mythologie, die sich in einen Mandelbaum verwandelt. Ich fand den Namen sehr schön und so ist er geblieben.

Du hattest uns zum Jahreswechsel Dein Buch PLANTS AT WORK geschenkt und geschrieben, dass Du dich auf gemeinsame Projekte in 2021 freust. Ich habe mich gefragt, wie war wohl Dein Jahr bisher? Hat Corona Auswirkungen auf Deine Arbeit?

Mitte 2019 habe ich den Entschluss gefasst: Ich schreibe ein Buch. Das habe ich 2020 auch gemacht und vollendet. Der Gedanke für 2021 war, das Buch zu promoten und auf Messen zu gehen, aber das geht momentan nicht so richtig. Dafür nutzen der Verlag und ich die digitalen Plattformen für die Vermarktung. Und es verkauft sich super. Parallel dazu läuft die Projektarbeit intensiv an, Ende 2020 gab einige Verunsicherungen, die hatten auch mich auch getroffen. Generell weniger neue Büroprojekte und einige laufende Projekte wurden gestoppt.
Aber jetzt habe ich sehr viele Anfragen. Alle wollen wieder zurück und wollen in den Büros einen Mehrwert schaffen. Eine üppige Pflanzeninstallation kann dabei dabei ein grüner Köder sein, um die Mitarbeiter aus dem Homeoffice zu locken.

Dein Buch ist auf Englisch geschrieben. Warum?

Der ursprüngliche Gedanke war, es auf Deutsch zu schreiben. In meiner Arbeit verwende ich aber bereits sehr viele Anglizismen. Der Verlag und ich haben dann entschieden, es komplett auf Englisch zu verfassen. Es sind ohnehin sehr viele Bilder und die Hauptzielgruppe, die Gestalter, ist es gewohnt Texte auf Englisch zu lesen. Im Nachhinein denke, ich, dass es zum Beispiel für Gärtnereien etwas zu kompliziert sein könnte. Für sie mache ich aber jetzt Vorträge und Workshops auf Deutsch.

Hinten im Buch hast du einen Frage-Antwort Teil. Was ist denn die typische Unternehmensfrage?

Es kommt eigentlich immer die Frage: wie kompliziert ist die Pflege? Gehen die Pflanzen kaputt? Da gibt es ganz viele negative Bespiele gerade aus den 80er und 90er Jahre, wenn Zimmerpflanzen irgendwo verkümmernd in der Ecke standen. Bei der jüngeren Kundschaft ist das weniger die Sorge. Sie möchten möglichst viel Grün und fragen, ob sie es selbst pflegen können. Oder ich empfehle Pflanzenpartner, die die Pflege übernehmen.

„Individuell gefertigte Gefäße, die ganz nah mit der Innenarchitektur korrespondieren sind typisch für mich.“

Hast Du das Gefühl, das Büro hat jetzt einen höheren Stellenwert bekommen? Wird mehr Liebe in die Büros gesteckt?

Ich glaube schon. Es ist mehr ein Gefühl. Ich habe Anfragen von Kunden, bei denen ich nicht gedacht hätte, dass es für sie ein Thema ist. Unternehmen, deren Büros bisher eher klassisch eingerichtet waren, wollen jetzt ganz viele Pflanzen. Es ist Ihnen wichtig, den Mitarbeitern einen Mehrwert zu bieten. Viele Mitarbeiter haben es sich Zuhause ganz gut eingerichtet und wollen nicht unbedingt zurück in das Büro.

Gibt es den typischen Kunden? Was sind das für Unternehmen, die auf dich zukommen?

Ich arbeite sowohl direkt mit Unternehmen als auch mit Innenarchitekten bzw. Büroplanern zusammen. Das heißt, ich habe verschiedene Anknüpfungspunkte. In der Umsetzung ist es ist eine große Bandbreite – man sieht es auch ganz gut in meinem Buch. Das geht von Technikunternehmen bis zu Textilunternehmen, ganz unterschiedlich. Das ist auch das Schöne daran.

Dann ist es eher eine Einstellung, die die Unternehmen gemeinsam haben?

Genau. Und es ist auch ein genereller Trend, der sich in unterschiedlichste Typen von Unternehmen und in alle Hierarchiestufen rein webt.

Du unterstütz auch uns beim Pflanzkonzept. Gibt es bei uns eine besondere Herausforderung?

Es ist generell mein Ansatz, dass es grüne Zentren gibt und nicht nur hier und da eine einsame Pflanze steht. Das Thema Licht, da muss man auch immer drauf achten. Bei euch ist ja zum Glück Beleuchtung ein Bestand der Raumplanung. Also kann ich mich da mit den Pflanzen andocken. Aber eigentlich passt Herausforderung gar nicht zu unserer Kooperation, denn eure Räume, eure Persönlichkeiten, die beteiligten Partner Heller Design und designplus, bieten die beste Plattform für mich, Pflanzenfreude zu integrieren.

Gibt es eine Faustformel wie viel Licht eine Pflanze braucht?

Es gibt die Regel, wenn die Pflanze ein Stück Himmel sieht, dann ist es ok. Es gibt aber auch Pflanzen, die mit weniger Licht klarkommen. Ansonsten gibt es die Möglichkeit eine Lichtmessung durchzuführen und man ergänzt gegebenenfalls künstliches Licht. Selbst einen Keller könnte man so begrünen.

Was machen Deine Entwürfe aus? Was ist deine Handschrift?

Meine Handschrift ist, dass ich konzentrierte Pflanzengruppen liebe. Das sichtbare Spiel mit den Farben und Strukturen der Pflanze. Auch individuell gefertigten Gefäße, die ganz nah mit der Innenarchitektur korrespondieren sind typisch für mich. Die Gefäße sind sehr wichtig, denn mit diesen kann man in der Gestaltung des Raums auch viel kaputt machen. Sehr gerne setze ich zwischendrin handgemachte Keramikgefäße von Yvette Hoffmann ein. Dort wo man länger verweilt und Gefäße auch mal anfasst.

Was ist für dich gutes Design?

Gutes Design hat für mich viel mit Harmonien und Liebe zum Detail zu tun.
Ich liebe gutes Handwerk, Überraschungen und Farbe.

„Gutes Design hat für mich viel mit Harmonien und Liebe zum Detail zu tun.“

Gibt es noch etwas was Du uns gerade zum Thema Pflanzkonzepte mit auf den Weg geben möchtest?

Es ist sinnvoll Pflanzen rechtzeitig in die Planung der Innenarchitektur mit einzubeziehen. So kann der notwendige Gestaltungsspielraum eingeräumt werden. Und die Pflanze ist Raumelement und nicht nur Dekoration.

Das Interview führte Bärbel Heck am 15.06.21