Gerriets

Gib mir den Stoff!

Das Familienunternehmen Gerriets ist bekannt für seine hervorragenden Vorhänge für Theater- und Konzerthäuser weltweit.

In offenen Bürolandschaften schaffen Vorhänge flexible Akustiklösungen. Auch die Frage nach pandemiegerechter Zonierung kann mit textilen Lösungen beantwortet werden.

Aus dem Team Gerriets steht uns Jonas beratend zu Seite. Gemeinsam schaffen wir maßgeschneiderte Lösungen für moderne Arbeitswelten. Dabei profitieren wir von Jonas Fachexpertise als Tontechniker und dem umfangreichen Know-how aus über 70 Jahren Firmengeschichte.

Jonas, für uns bist Du der Mann, der uns bei allen Fragen der Akustik weiterhelfen kann. Was gibt es denn noch Spannendes über Dich zu berichten?

Vom Herzen her bin ich Musiker! Habe nach dem Abi zwei Jahre als Trompeter in einem Bundeswehrorchester gespielt. Danach habe ich Tontechnik studiert – wollte dann ins Tonstudio und Rockstar werden.

Im Bereich Tontechnik ist Akustik essenziell. Es ist wichtig zu verstehen wie die Räume funktionieren, wie sich Schall ausbreitet. Nach dem Studium habe ich angefangen in einem Tonstudio zu arbeiten. Wir haben Akustikmodule gebaut und verkauft und ich habe mich immer mehr mit dem Thema Akustik auseinandergesetzt. Akustik ist dann zu meinem Hauptthema geworden.  

Für mich persönlich ist die Akustik ein sehr spannendes Thema, weil es keine harte Wissenschaft ist. Alle Richtwerte und Normen, die wir beispielsweise bei Büroräumen ansetzen, sind empirisch erfasst, basiert also auf subjektiven Empfindungen. Ganz anders als beispielsweise in der Statik, in der es harte Grenzlinien gibt. 

Es geht um den Transfer von wissenschaftlichen Daten hin zu einer optimalen Umgebung für den Menschen.

Seit wann bist Du bei Gerriets und was machst Du dort?

Ich bin 2013 als Fachmann für das Thema Akustik zu Gerriets gekommen. Mittlerweile leite ich die komplette Projektabteilung. Leite also alle Bauprojekte. Da wir sehr individuelle Produkte anbieten ist es eine Herausforderung die Koordination ideal zu gestalten.

Hast Du noch Zeit für deine Musik?

Ja, ich spiele in einem Orchester und Musik ist weiterhin ein wichtiger Ausgleich in meinem Alltag. 

„Es ist wichtig zu verstehen wie die Räume funktionieren, wie sich Schall ausbreitet.“

Was macht für dich das Unternehmen Gerriets aus?

Wir schaffen eine Verbindung von verschiedenen Werkstoffen und Fachbereichen. Wir sind spezialisiert auf die individuelle Produktion und sind direkt in die Bauprojekten involviert und Partner von der Produktion der Ware, über das Projektmanagement bis hin zur Installation. Das macht es im Berufsalltag sehr spannend!  

Hinzu kommt, dass wir ein familiengeführtes Unternehmen sind – relativ klein mit knapp 200 Mitarbeitern.

Für mich sind die kurzen Entscheidungswege, viel Freiraum und schnelle und direkte Absprachen mit dem Inhaber sehr wertvoll.

Was war eines der verrücktesten oder herausforderndsten Projekte? 

Eines der krassesten Projekte war die Elbphilharmonie. Klassischerweise werden Vorhänge oder Rollbanner an der Decke montiert. Dort durften wir aber nicht die Decke – wegen der berühmten weißen Haut. 

In vier Jahren Entwicklungszeit haben wir eine Lösung gefunden, bei der die Banner aus dem Boden rausfahren. Auf diese einmalige Lösung haben wir das Patent und sind stolz darauf, dass diese in der Elfi zum Einsatz kommt. 

Für mich persönlich war es dann noch ein zusätzliches Highlight, dass ich die Gelegenheit hatte in der Elbphilharmonie einen Fachvortrag über unsere Entwicklung zu halten. Im Publikum saß unter anderem der Akustikdesigner Yasuhisa Toyota, der Akustiker der Elbphilharmonie. 

Ihr seid bekannt für eure Vorhänge in Theatern und Konzerthäusern. Wie ist es dazugekommen, dass Ihr Vorhangsysteme für Büros anbietet?

Vor einigen Jahren haben wir unser Büro mit Vitra zusammen saniert. Vitra hat uns dann auf die Idee gebracht, Besprechungszonen mit Vorhängen abzutrennen. Wir habe die Theatertechnik in das Office transferiert. 

„Es geht um den Transfer von wissenschaftlichen Daten hin zu einer optimalen Umgebung für den Menschen.“

Wurden durch Corona neue Kundenanforderungen an euch herangetragen? Hat sich in den Anfragen etwas geändert? 

Ich denke, dass sich Corona wie ein Katalysator auswirkt, also die Entwicklung beschleunigt.  Viele haben erkannt, dass sich Arbeiten, bei denen man sich konzentrieren muss, sehr gut vom Home Office aus erledigen lassen. Es haben aber auch viele Firmen festgestellt, dass nur Home Office nicht funktioniert, da dann die Kommunikation und Interaktion fehlt. Ich glaube, dass das Büro mehr und mehr zum Kommunikationszentrum wird, in dem sich Mitarbeiter austauschen, um kreativ an Projekten zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund glaube ich, dass das Vorhangthema noch stärker wird, da du flexible Räume brauchst. Für einen kreativen Prozess brauchst du keinen klassischen Besprechungsraum mit einem riesigen Tisch und zehn Stühlen. Das ist outdated – so 90er Jahre.

Du brauchst einen flexiblen Raum, den du zonieren kannst.

Neben der Notwendigkeit der Zonierung gibt es einen zweiten Aspekt, der in unseren Bereich fällt und der stark an Bedeutung hinzugewonnen hat. Die Akustik. 

Bei allen Vorteilen, die ein Großraumbüro hat, in Punkto Akustik ist es die herausforderndste Büroform.  

Verschiedensten Erhebungen haben gezeigt, wie Lärm auf uns wirkt und dass er zu den größten Störfaktoren am Arbeitsplatz zählt. 

Das konzentrierte Arbeiten funktioniert schlechter, wenn drumherum einzelne Geräusche sind. Ist ein Büro so gestaltet, dass du alle Kollegen gut verstehst, dann schaltet dein Gehirn ständig auf Empfang sobald ein für dich vermeintlich relevantes Stichwort fällt. Dies lenkt dich permanent ab und wir können das nicht abstellen.  

Was in so einer Situation hilft, auch wenn es erstmal kontraproduktiv wirkt, ist es einen höheren dauerhafter Geräuschpegel herzustellen. So, dass du nicht mehr jedes Wort verstehst. Im Großraumbüro entsteht dieser angenehme Geräuschpegel normalerweise durch die Mitarbeiter selbst. Das Klackern der Tastatur, Geräusche bei gehen, das Abstellen der Kaffeetasse, Gespräche und so weiter. In nur teilweise besetze Büros fehlt das Grundrauschen und obwohl eigentlich mehr Ruhe herrscht, können sich Mitarbeiter nicht konzentrieren.

In solchen Büros können wir mit unseren Vorhanglösungen die Räume zonieren und die Akustik zu verbessern. Ist das Büro dann wieder voll besetzt und wuselig, lassen sich die Räume einfach wieder öffnen. 

Wie geht Gerriets mit dem Thema Nachhaltigkeit um? 

Wir haben kürzlich neue Velourstoffe in das Programm aufgenommen, die komplett aus recyceltem Material bestehen. Wir sind gespannt wie unsere Kunden diesen Stoff annehmen. Die Stoffe sind einen ticken teurer. Das ist leider ein Problem in Ausschreibungen, wenn nicht explizit recyceltes Material gefordert ist. Es muss als Produktkriterium ausgeschrieben werden, sonst fällt der Stoff preislich raus. 

Ein weiterer Punkt ist, dass wir ein Recycling-Konzept für Kunden aus dem Eventbereich ins Leben gerufen haben.

Im Bereich Event verkaufen wir viel PVC für Leinwände. Damit diese recycelt werden können, stellen wir Container auf, in die die PVC Teile entsorgt werden können. Wir sammeln die Container ein und kümmern uns darum, dass das Material eine weitere Verwendung findet. Es geschreddert und dann wieder für Kunststoffteile wie Beispielsweise Räder für Kinderwagen verwendet.   

Auch im Unternehmensalltag ist es uns wichtig auf Umweltschutz zu achten und bei allen Mitarbeitern das Bewusstsein für den Umweltschutz zu fördern. Unsere Fahrzeugflotte stellen wir auf Elektroautos um. Unseren Strombedarf decken wir bereits zu 50% über unsere eigene Solaranlage.  

Das Interview führte Bärbel Heck am 19.08.21